linksrhein Quelle: Reutlinger General - Anzeiger, 4.10.2005
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Lesung und Tanz - Der Autor Ali Schirasi und die Gruppe "Schiras" präsentieren im Reutlinger Spitalhof Märchen, Gedicht eund Tänze aus dem Iran

Kultur im Verborgenen

Tänzerin der Gruppe Schiras

REUTLINGEN. Fröhliche Musik, Singen und Tanzen haben die iranischen Mullahs aus dem öffentlichen Leben verbannt. Trotz des Verbots blüht die farbenfrohe und ausgelassene Kultur im Verborgenen. "Keine Nation singt und tanzt so leidenschaftlich wie die Iraner", sagt Solaleh Schirasi und eröffnet den Reigen der "Verbotenen Tänze" der Gruppe Schiras im Reutlinger Spitalhof.

Die Tänze, mal volkstümlich in bunter Tracht, mal modern und aufreizend dargeboten, umrahmten die Lesung des iranischen Schriftstellers Ali Schirasi. Auf Bitte der gastgebenden Amnesty International - Gruppe gab der Autor einen kurzen Blick auf die aktuelle politische Entwicklung, bevor er das "andere Gesicht unseres Landes", die Märchen, Gedichte und Geschichten rund 60 Zuhörern vorstellte.

Nach der Wahl des neuen und als Hardliner geltenden Präsidenten Mahmud Ahmadinejad sei der Alltag im Iran wieder verstärkt geprägt von diskriminierenden Gesetzen und Praktiken, von unfairen Gerichtsverfahren bis hin zu schrecklichen Hinrichtungen, berichtet Schirasi, der selbst zweimal wegen seiner politischen Aktivitäten inhaftiert wurde und 1987 aus dem Iran fliehen konnte. Jüngstes Beispiel eines diskriminierenden, ja menschenfeindlichen Staates: vor zwei Wochen, so Schirasi, sei ein Gesetz erlassen worden, das Männern und Frauen das gemeinsame Bus fahren verbietet.

Doch nur die Andersdenkenden sind auf der Flucht, sondern auch die Kultur. Los Angeles etwa hat sich zu einer Hochburg entwickelt, in der auch moderne iranische Musik entsteht, erl?utert Schirasis Ehefrau. Und diese neue Tonkunst kehrt auch wieder ins Heimatland zurück, wird hineingeschmuggelt und heimlich gehört. (an)

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sw, 12.12.05