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Iran - gestern und heute

  1. Von der Antike bis zur arabischen Eroberung
  2. Zwei Jahrhunderte schweigen
  3. Vom Mongolensturm bis zum Ersten Weltkrieg
  4. Der Zweite Weltkrieg und die Pahlawiden
  5. Die Revolution von 1978/1979 bis heute

1. Von der Antike bis zur arabischen Eroberung

Archäologische Forschungen und die erhaltenen Denkmäler auf dem Gebiet des heutigen Iran beweisen , das es dort schon vor 7000 Jahren eine hohe Kultur gab.

Das Regierungssystem mit einem Schah – einem König – an der Spitze der Macht, nimmt vor 2500 Jahren seinem Anfang. Seit etwa 5000 Jahren soll die Religion des Zaratustra unter der iranischen Bevölkerung verbreitet sein. In diesem Glauben wird Ahura Mazda als Gott des Guten und Ahriman als Gott des Bösen dargestellt. Die Spuren dieser dualistischen Weltanschauung finden sich in den noch erhaltenen Schriften.

In der Antike verehrten die Iraner das Feuer, und so finden sich in vielen Stellen des damaligen Iran Stätten dieses Feuerkults.

Die Existenz verschiedener Musikinstrumente, diverse religiöse Lieder, kurze, gedichtartige Schriften über die Jahreszeiten, fröhliche, lebhafte Lieder zum Anlass des Frühlingsbeginns, der Saat und der Ernte, zeigen uns, was für eine reiche Kultur dieses antike Persien aufweist.

Vor 2500 entstand mit der Einführung der Schahregierung eine mächtige Zentralregierung, ein Staatswesen, das über eine funktionierende Post, Straßen und ein geordnetes Heer verfügte. Bewässerungssysteme für die Landwirtschaft ebenso wie die Kanalisierung des Abwassers lassen noch heute spüren, wie weit die iranische Kultur damals entwickelt war. An den erhaltenen Ruinen antiker Städte kann man noch den Geist jener Welt ablesen. Kampfsportarten und jährliche Wettbewerbe im Speerwerfen und Reiter-Turniere, bei denen man mit einem Schläger einen Ball vor sich hertrieb ( bekannt als Polospiel ), runden das Bild dieses antiken Iran ab.

2. Zwei Jahrhunderte schweigen

Die Parole von der Brüderlichkeit und Gleichberechtigung aller Muslime klang in den Ohren der Iraner so verführerisch, dass sie dem Ansturm der Araber keinen nennenswerten Widerstand entgegensetzten. Das mächtige Heer des Schahs wurde von den Angreifern geschlagen und ergab sich. So eroberten die barfüßigen, primitiv bewaffneten Araber die persische Hauptstadt Tisiphon. Sie setzten alles daran, das kulturelle Erbe der Schahzeit und sämtliche Spuren davon zu tilgen. Die Araber, die dem Stammesdenken verhaftet waren und die Überlegenheit ihrer Religion der Brüderlichkeit und Gleichberechtigung unter Beweis stellen wollten, holten einen riesigen, tausend Quadratmeter großen Teppich aus dem Palast des Schah und zerschnitten ihn in lauter gleichgroße Stücke, um sie untereinander aufzuteilen. Die herrschende Kultur der jung-islamischen Araber jener Zeit war eine Beduinen-, Stammes-, Wüsten- und Kriegskultur. Ihre wirtschaftliche Grundlage beruhte auf dem Binnenhandel und Überfällen auf Karawanen. Sie kämpften mit einfachen Waffen, aber großem Eifer und Mut gegen die reichen Nicht-Muslime, die sie als Ungläubige und Ketzer ansahen, die entweder vernichtet werden oder sich ergeben und zum Islam übertreten mussten.

Nach der Eroberung durch die Araber löste sich die Hoffnung der Iraner auf ihren Anteil an der versprochenen Brüderlichkeit und Gleichberechtigung in Luft auf. Sie waren gezwungen, den Islam gewaltsam, im Zeichen des Schwerts, anzunehmen. Die arabische Schrift wurde zwangsweise zur amtlichen Schrift im Iran. Die persische Sprache vermischte sich mit dem Arabischen. Viele iranische Dichter und Schriftsteller schrieben und dichteten in ihrer Angst auf Arabisch. Andererseits gab es auch zahlreiche Iraner, die sich bemühten, das Persisch zu bewahren und in dieser Sprache zu dichten. An verschiedenen Orten wurden heimlich noch die alten Feuerstätten betrieben und der zoroastrische Glaube am Leben erhalten.

Viele iranische Traditionen wurden Jahr für Jahr heimlich und – wo sich die Gelegenheit bot – auch in der Öffentlichkeit aufrecht erhalten und gefeiert.

Die barfüßigen arabischen Beduinen, die sich auf die islamischen Gebote stützten, vertrauten nur der Landwirtschaft, dem Handel und der Kriegskunst. Jede andere Form gesellschaftlicher Produktivität war ihnen fremd und zutiefst zuwider. Wie die Historiker sagen, herrschte während der zweihundert Jahre arabischer Herrschaft in allen kulturellen Bereichen des Iran absolute Stille. Aber nach zweihundert Jahren regte sich an verschiedenen Punkten des Iran Widerstand, es kam zu Unabhängigkeitsaufständen, und das Herrschaftssystem des Schah hielt wieder Einzug. Zwar verloren die Araber die politische und wirtschaftliche Macht im Iran, aber in den zwei Jahrhunderten verflochten sich die islamische Religion und Kultur eng mit der iranischen Lebensweise. So behielt der Islam seine Rolle als amtliche Religion der Iraner.

3. Vom Mongolensturm bis zum Ersten Weltkrieg

Als die Iraner sich von der Herrschaft der Araber befreit hatten, wandten sie sich rasch dem kulturellen und wirtschaftlichen Wiederaufbau ihres Landes zu. Zwar blieb das arabische Alphabet das amtliche Alphabet, aber langsam schüttelte die persische Sprache das schwere Joch des Arabischen ab. Viele alte iranische Traditionen kamen aus dem Untergrund zum Vorschein und fanden wieder ihren festen Platz in der Öffentlichkeit.

Unter den im Iran lebenden Völkern gelang es auch Vertretern der Turkvölker, den Thron des Schah zu besteigen und ihre Sprache und Werke in der persischen Kultur zur Geltung zu bringen.

Die Schahs und königlichen Dynastien hatten nach der Vertreibung der Araber gerade wieder Fuß gefasst und machten sich ans Werk, die vorislamische Schahherrschaft wiederherzustellen, als der Mongolensturm das Land überrollte.

Der Angriff der Mongolen und der Widerstand der iranischen Bevölkerung war so heftig und die darauf verhängten Strafen so drakonisch, dass viele Städte und kulturellen Werke weitgehend ausgelöscht wurden. Ein Beispiel: Als die Mongolen die ostiranische Stadt Nischapur angriffen und die gesamte Bevölkerung sich dagegen erhob, wurden nach dem Sieg der Mongolen alle bis auf die letzte Menschenseele niedergemetzelt. Die Stadt wurde bis auf die Grundmauern geschleift. Es wird überliefert, dass die Eroberer nicht einmal mit den Hunden und Katzen ein Nachsehen hatten.

Aber auch die Mongolenzeit brachten die Iraner hinter sich, und an verschiedenen Stellen des Landes errichteten iranische und türkische Dynastien ihre Herrschaft. Die mächtigste Dynastie in der Zeit nach den Mongolen waren die Safawiden, die zeitgleich mit den türkischen Osmanen herrschten. Während die Osmanen ihr Reich als Zentrum der islamischen Welt, namentlich der sunnitischen, betrachteten, sahen die Safawiden den Iran ebenfalls als islamisches Zentrum und zwar der Schiiten, an. Beide waren überzeugt, dass sie den wahren Islam verträten. Deshalb ist diese Zeit durch Konkurrenz und Kriege, ebenso wie wirtschaftlichen und kulturellen Austausch zwischen den beiden islamischen Zentren geprägt.

Während der Safawidenzeit kam der Iran mit Europa in Berührung. Nach den Safawiden verstärkte die Kadscharen-Dynastie noch die politischen und kulturellen Kontakte zu Europa. Viele Iraner, die mit dem Königshof oder lokalen Machthabern in enger Verbindung standen, schickten ihre Kinder zur Ausbildung nach Europa, namentlich nach Frankreich und England.

4. Der Zweite Weltkrieg und die Pahlawiden

In den letzten hundert Jahren spielten zuerst die Engländer und dann die Nordamerikaner eine wichtige Rolle, speziell in den Ländern der Dritten Welt, und hatten einen wesentlichen Anteil am Kommen und Gehen diverser Regierungen.

Während des Ersten Weltkriegs mischte sich England in die iranische Innenpolitik ein. Mit ihrer Hilfe musste die Kadscharendynastie ihren Platz an die Pahlawidendynastie abtreten.

Zwischen den beiden Weltkriegen übte Schah Resa die Macht im Iran aus. Wegen seiner Unterstützung für Hitler im Zweiten Weltkrieg wurde er auf Verlangen der Alliierten aus dem Iran ins Exil geschickt. 1941 bestieg sein Sohn  Mohammadresa Pahlawi den Thron .

1979 musste der Schah infolge eines Volksaufstands den Iran verlassen, die Macht wurde Chomeini übertragen .

Mit dem Antritt von Schah Resa wurde im Iran auch der militärische Zwangsdienst eingeführt. Der Iran verfügte nun über eine reguläre Armee und relativ moderne Waffen. Die lokalen Machthaber mussten sich bis zu einem gewissen Grad der Zentralregierung fügen.

Auch die religiösen Machthaber sahen sich wiederholten Attacken durch Schah Resa ausgesetzt. Im Iran wurde die Eisenbahn eingeführt, das Telegrafen- und Telefonnetz wurde erweitert, die Verbindungsstraßen ausgebaut, in den großen Städten wurden Tuch- und Zuckerfabriken gebaut. Die kulturelle und wissenschaftliche Zusammenarbeit mit Europa verstärkte sich massiv. Im Iran wurden Schulen und Hochschulen nach europäischem Vorbild geschaffen. In den großen Städten wurden da und dort auch Krankenhäuser eingerichtet.

Das Erdöl als Einkommensquelle bekam eine große Bedeutung . Im ganzen Iran standen die islamischen Fundamentalisten unter dem Druck der Regierung.

Schah Resa verbot auch das Tragen des schwarzen Tschadors und beauftragte die Armee und die Ordnungskräfte mit der Überwachung der Kleidungsvorschriften. Die Männer sollten statt eines Turbans und islamischer Trachten einen Hut, einen Anzug und Krawatte tragen. In den großen Städten, namentlich in Teheran, förderte der Staat Musikschulen. An verschiedenen Orten wurden Pädagogische Hochschulen zur Lehrerausbildung eingerichtet. Das Budget der Koranschulen und religiösen Schulen wurde beschnitten.

Schah Resa war zwar Anhänger einer Modernisierung des Iran, aber auf politischer Ebene war er ein Diktator, der nicht den geringsten Widerstand oder Kritik duldete. Meinungsfreiheit, Pressefreiheit, freie Wahlen, freie Bildung von Parteien, kurz die Demokratie konnte sich so im Iran nicht institutionalisieren. Viele freiheitsliebende Menschen wurden auf direkten Befehl von Schah Resa umgebracht oder ins Gefängnis geworfen, das Parlament war ein simples Ja-Sager-Organ in der Hand des Diktators. Nach der Verbannung von Schah Resa ins Ausland und dem Amtsantritt seines Sohns Mohammad-Resa ließen die innenpolitische Lage, der Zweite Weltkrieg und die Gegenwart der mächtigen Sowjetunion als nördlicher Nachbar ein gewisses Maß an Presse- und Meinungsfreiheit, an Parteien- und Wahlfreiheit im Lande aufkommen. In einer zehnjährigen Phase war die politische Lage gekennzeichnet durch heftige Gegensätze und Auseinandersetzungen zwischen Monarchisten, Gemäßigten, Linken und religiösen Kräften. Entsprechend der innen- und außenpolitischen Situation kam es zu Bündnissen zwischen dem einen oder anderen Lager.

Das ganze Streben der Sowjetunion war darauf ausgerichtet, den Iran mit Hilfe der vom KGB aufgebauten Tudeh-Partei in ein vom Ostblock abhängiges Land zu verwandeln, um sich so den warmen Weltmeeren Indischer Ozean und Persischer Golf zu nähern und die iranischen Ölquellen unter ihre Kontrolle zu bringen.

Das ganze Streben Großbritanniens und der USA war darauf ausgerichtet, die Schahregierung am Leben zu erhalten und die Abhängigkeit vom Westen aufrecht zu erhalten. Schließlich gelang es der britischen und amerikanischen Regierung Anfang der 50er Jahre mit der Organisierung eines Putsches, die Macht von Schah Resa zu festigen. Tausende wurden hingerichtet, die Gefängnisse füllten sich mit politisch und kulturell aktiven Männern und Frauen. Die relative Freiheit war verflogen. Das Parlament, die Parteien und die Wahlen waren bloße Instrumente in der Hand des Schahs. Die iranische Armee wurde zügig aufgerüstet und modernisiert. Das iranische Militärsystem wurde völlig vom amerikanischen System abhängig. Der Segen der Erdöleinkünfte bescherte dem Iran innerhalb von zwei Jahrzehnten eine 400.000 Mann starke Armee mit modernen Landstreitkräften, Marine und Luftwaffe, eine ernstzunehmende Kraft im Nahen Osten.

Die iranischen Nachbarn jener Zeit waren im Norden die Sowjetunion, im Osten Afghanistan und Pakistan, im Westen die Türkei und der Irak, und im Süden – am Persischen Golf – Saudi-Arabien, der Kuwait, und die Vereinigten Arabischen Emirate.

Das feudale System verlor stark an Bedeutung, nachdem der Schah mit Unterstützung der US-Regierung eine Landreform durchgeführt hatte und die Bauern selbst in den Besitz von Boden gelangten. Die lokalen Machthaber und religiösen Herrscher mussten ihre großen Ländereien an die Bauern verkaufen. Aus diesem Grund nahm auch ihr Einfluss auf die politische Gestaltung des Landes stark ab.

Auf wirtschaftlicher Ebene kam es zum Aufbau der Montage- und Maschinenbauindustrie. Die erste Eisengießerei wurde gegründet. Die Dörfer wurden – sogar in gebirgigen Gegenden – mit Grundschulen ausgestattet. Krankenhäuser, Pflegestationen drangen in die kleinen Städte vor und breiteten sich in den Großstädten aus. Auch den Künstlern gelang es, sich in der Gesellschaft zu etablieren. In verschiedenen Regionen wurden moderne landwirtschaftliche Methoden eingeführt. Die iranische Wirtschaft wurde völlig abhängig von den wichtigsten Einnahmequellen des Landes, dem Erdöl und Erdgas. Im Schatten dieser gewaltigen Einnahmen wuchs der Dienstleistungssektor noch viel schneller als die anderen Bereiche.

5. Die Revolution von 1978/1979 bis heute

Ende der siebziger Jahre brachten Menschenmassen - vor den Augen der staunenden Weltöffentlichkeit das politische System im Iran zum Einsturz. Es waren Menschen ohne Arbeit, ohne Geld, ohne Wohnung. Chomeini, dem die Schaffung einer islamischen Regierung vorschwebte, setzte sich an die Spitze der Revolutionsbewegung. Praktisch alle Intellektuellen, Parteien und politischen Gruppen, egal ob links oder rechts, ob nationalistisch oder religiös, verteidigten Chomeini mit aller Vehemenz. Ausnahmen waren an einer Hand abzuzählen.

In den Monaten und Tagen vor der Revolution bildeten sich in den Fabriken, Schulen und Universitäten, in den Dörfern und in den einzelnen Stadtteilen Selbstverwaltungsräte. Freie Zeitungen und diverse Parteien entstanden unter den Persern, Balutschen, Turkmenen, Aserbaidschanern, Arabern und Kurden des Irans. Alle strebten nach Freiheit und Gleichberechtigung. Die religiösen und ethnischen Minderheiten konnten sich in der Politik und im kulturellen Leben offen zeigen. Unterdessen stieg Chomeini ohne irgendwelche Wahlen zum politischen und religiösen Führer auf. In jenen Tagen, als der Schah das Land verließ und Chomeini in Paris auf eine günstige Gelegenheit zur Rückkehr wartete, ging die Bevölkerung zu Millionen mit der Parole auf die Straße: „Wenn der Imam (sprich: Chomeini) morgen nicht kommt, dann holen wir die Waffen raus.“

Schließlich kam Chomeini, und die islamischen Fundamentalisten behaupteten, dass man sein Bildnis sogar im Mond sehen könne. Die nach Demokratie und Brot hungrigen Massen stiegen auf die Flachdächer, um das Bildnis ihres Führers im Kratergesicht des Mondes zu entdecken. Chomeini erklärte sich zum Nachfolger des Propheten Muhammad und zum Stellvertreter Gottes auf Erden.

Es waren noch keine zwei Monate seit der Revolution vergangen, als Chomeini den Dschihad, den heiligen Krieg, gegen die Organisationen der Kurden erklärte und das iranische Kurdistan im Blut ertränkte. Zehntausende von Kurden, die eine Autonomie verlangten, wurden hingerichtet. Die Räte, die in den Fabriken, Schulen, Universitäten, der Armee, der Polizei und in den Dörfern von der Bevölkerung gebildet worden waren, wurden auf Chomeinis Geheiß verboten. Über 30.000 Lehrer wurden in den ersten drei Monaten nach der Revolution aus dem Schuldienst entlassen. In allen Moscheen und Freitagsgebetsplätzen, in den Schulen und Unis und allen Einheiten der Armee und der Polizei wurde an der Spitze ein Molla als Vertreter Chomeinis eingesetzt. Ohne Zustimmung dieses Mollas war dort nichts mehr möglich. Schon in den ersten Monaten nach der Revolution machte sich unter den Intellektuellen, einigen politischen Gruppen und einem kleinen Teil der Bevölkerung Enttäuschung breit, es kam zu Auseinandersetzungen auf den Straßen und regionalen Widerstandsbewegungen. Aber der Krieg zwischen dem Iran und Irak bot Chomeini eine einmalige Chance, seine gesamten Gegner der Reihe nach zu inhaftieren und zu vernichten. Mehr als 100.000 Schüler und Studenten, Intellektuelle, Militärs und andere sollen damals hingerichtet worden sein. Die Gefängnisse füllten sich bis zum Platzen, Kinos, Moscheen und Sportklubs wurden zu Gefängnissen umfunktioniert. Laut Berichten Gefangener sollen im Ewin-Gefängnis sogar 500 Gefangene, die in einen Raum eingesperrt waren, erstickt sein, indem Erdgas in diesen Raum geleitet wurde.

Chomeini begnügte sich nicht damit, seine Gegner im Inland zu beseitigen. Vielmehr gelang es ihm, mit Hilfe von libanesischen Anhängern der Gottespartei (Hisbullah), mit Terroristen, die er im Iran ausbilden ließ, sowie mit Unterstützung des iranischen Geheimdienstes und der Revolutionswächter, auch zahlreiche namhafte Oppositionelle im Ausland ermorden zu lassen.

Die Vereinten Nationen versuchten zwar mehrmals, im iranisch-irakischen Krieg zu vermitteln, und auch Saddam Hussein, der zu den brutalsten Diktatoren der Welt gehört, hatte mehrmals akzeptiert, Frieden zu schließen, aber Chomeini ging nicht darauf ein, sondern beharrte darauf, Saddam Hussein zu stürzen und im Irak eine islamistische Regierung von seinen Gnaden an die Macht zu bringen. Diese sollte dann als Plattform zur Eroberung und Vernichtung des Staates Israel dienen. Aber Chomeini konnte sein Ziel nicht erreichen und musste als Eingeständnis seiner Niederlage den Vermittlungsvorschlag der Vereinten Nationen annehmen.

Nach dem Ende des Krieges und Chomeinis Tod nahmen die Arbeitslosigkeit, die Verarmung der Bevölkerung, die Obdachlosigkeit und die Teuerung rasant zu. Die Verringerung der Einnahmen aus Erdöl und Erdgas stürzte die Wirtschaft des Landes in eine Krise. Die iranische Währung verlor so stark an Wert, dass der US-Dollar auch im Landesinnern zur eigentlichen Handelswährung wurde. Unruhen und Straßenproteste in den Städten Schiras, Arak, Qaswin, Maschhad und den südlichen Vierteln von Teheran erschütterten das Land. Die islamischen Fundamentalisten, die einen Sturz der Molla-Regierung verhindern wollten, brachten eine neue Schachfigur ins Spiel und blendeten die Bevölkerung mit der Kandidatur des sogenannten Reformers Chatami zum Präsidenten des Landes. Chatami, der gut gekleidet und lächelnd auftrat, der die Hochschule besucht hatte und Europa kannte, trat mit tausend Versprechungen in die politische Arena. Zwar hatte er in den vier Jahren seiner ersten Präsidentschaft keines der anstehenden Probleme lösen können, aber da sein Vertrauenskapital noch nicht ganz verspielt war, schickten ihn die Fundamentalisten für eine zweite Amtsperiode ins Rennen – mit Erfolg.

Unter Chatamis Präsidentschaft wurden Tausende von Menschen aus politischen Gründen verhaftet und gefoltert, Hunderte wurden hingerichtet, es kam zu Serienmorden an iranischen Intellektuellen, Hunderte von Zeitungen, die Chatami nahestanden, wurden geschlossen, die Journalisten und Herausgeber ins Gefängnis geworfen. In den letzten beiden Jahren wurde Chatami von den islamischen Fundamentalisten und insbesondere vom religiösen Führer Chamenei mit allen Kräften unterstützt. Zu jedem sich bietenden Anlass stellte Chatami klar , dass er an die islamische Verfassung des Iran glaubte, an die Notwendigkeit, das islamische Modell Iran zu erhalten, daran, dass die Geistlichkeit an der Spitze der politischen Macht stehen müsse, und daran, dass die politische und religiöse Macht unteilbar seien. Nachdem Chatami die Presse in den USA und Europa sechs Jahre lang an der Nase herumgeführt hat, bekommt man jetzt hie und da auch zu lesen, dass Chatami gar nicht in der Lage sei, den Iran zu reformieren. Nun ist nicht mehr zu bestreiten, dass die islamische Republik Iran sowohl in der Theorie als auch in der Praxis gescheitert ist.

Denn in der Theorie stützt sich das System nicht auf das Wissen von Fachleuten, sondern auf die theologischen Spitzfindigkeiten der Geistlichkeit. Die fähigen Leute werden in diesem Regime entweder an die Wand gedrückt und zur Seite geschoben, sie ziehen sich zurück oder ordnen sich in ihrer Angst den Ignoranten unter. Das islamische Modell ist schon von seiner Grundlage her mit dem Gedanken der Volksherrschaft – der Demokratie – unvereinbar. Wird es mit den Forderungen nach Freiheit und den demokratischen und zivilen Bedürfnissen der Bevölkerung konfrontiert, gerät es in eine Sackgasse.

Diejenigen, die innerhalb der islamischen Regierung nach Gemäßigten und nach neutralen Fachleuten suchen, haben keine Ahnung von den theoretischen Grundlagen dieses Systems oder verschließen ihre Augen vorsätzlich vor der Wirklichkeit.

In der Praxis erlitt die Islamische Republik ebenfalls Schiffbruch:

Der erste Schritt, den sie als islamischer Staat und islamisches Modell unternahm, war die Besetzung der US-Botschaft in Teheran und die Geiselnahme ihrer Angestellten. Hierbei handelte es sich um eine Form des Staatsterrorismus, die von Chomeini persönlich als zweite Revolution bezeichnet und als noch wichtiger als die erste Revolution eingestuft wurde.

Im zweiten Schritt führte das Modell der Islamischen Republik Iran zum Ausbruch des Kriegs zwischen dem Iran und dem Irak, der dem Land schwere soziale, wirtschaftliche und menschliche Schäden zufügte.

Der dritte praktische Schritt war die Ermordung von Gegnern und Andersdenkenden im In- und Ausland.

Der vierte Schritt war die Unterordnung der iranischen Außenpolitik unter die Palästinenser-Frage.

Der fünfte Schritt schließlich bestand in der Durchführung von Terroranschlägen in der ganzen Welt, besonders in islamischen Staaten und im Nahen Osten.

Nach 24 Jahren islamischer Regierungsgewalt ist das Einkommen der Bevölkerung auf den tiefsten Stand gesunken, während die Bevölkerungszahl von 40 Millionen auf 75 Millionen angestiegen ist. Selbst nach amtlichen statistischen Angaben ist das Volkseinkommen des Irans gegenüber der Zeit vor der Revolution um 17 Prozent gesunken, das Pro-Kopf-Einkommen gar um 35 Prozent.

Die Investitionen im Erdölsektor wie auch in anderen Wirtschaftsbereichen haben ständig abgenommen, die Industrie steckt angesichts ihres technologischen Rückstands in einer schweren Krise.

Nach Angaben eines staatlichen Experten entspricht die Ausnutzung der täglichen Arbeitskraft im Iran gerade acht Minuten - dazu Japan im Vergleich mit sechs Stunden.

In den letzten zwei Jahren haben 300.000 Menschen - vorwiegend qualifizierte Leute mit Hochschulausbildung - den Iran verlassen. Nach Angaben staatlicher Zeitungen leben im Iran etwa 200.000 Kinder auf der Straße, während die Mächtigen an der Spitze der politisch-religiösen Pyramide immer mehr Vermögen anhäufen.

Wie amtliche Stellen der iranischen Republik mitteilen, sind eine Million Menschen schwer rauschgiftsüchtig, über den Iran verteilt soll es mehr als 300.000 Prostituierte geben, davon rund 40.000 allein in Teheran. Die Zahl der Bordelle in Teheran ist auf 3000 gestiegen.

Die islamische Revolution im Iran hat viele Ähnlichkeiten mit anderen Revolutionen in der Geschichte, in einem Punkt unterscheidet sie sich aber deutlich:

Während in anderen Revolutionen die erste Generation idealistisch war und ihre Reinheit bewahrt hatte und die Korrumpierung erst allmählich einsetzte, war es bei der Islamischen Revolution im Iran die korrupteste, verdorbenste Gesellschaftsschicht und die rückständigsten Ideen, die an die Macht kamen.

Diese erste Generation steht jetzt im Alter von 50 Jahren und aufwärts, sie war am Sturz des Schahs und an der Gründung des islamischen Modells beteiligt.

Die zweite Generation ist zwischen 30 und 50, sie hat zusammen mit der ersten den iranisch-irakischen Krieg acht Jahre in die Länge gezogen und 300.000 Tote sowie 500.000 Verwundete und Invaliden hinterlassen.

Die dritte Generation umfasst die Altersgruppe von 16 bis 30 und macht 20 Millionen Menschen aus, sieben Millionen haben einen Hochschulabschluss oder studieren, und ihre Wünsche lassen sich am besten durch die Stichworte Internet-Freiheit-Arbeit charakterisieren.

Die vierte Generation ist unter 16 und macht 24 Millionen Menschen aus, für sie sind Internet, moderne Musik, moderner Tanz, Film und Freiheit das, was das Leben ausmacht.

Zum Schluss können wir zusammenfassend sagen:

  1. Mit der Einführung des Telegraphen im Jahre 1900 fand im Iran die konstitutionelle Revolution statt. Dies war der Anfang des Aufbegehrens gegen die alte Ordnung.
  2. Mit der Einführung des Telephons und des Kassettenrecorders 1970 kam es im Iran zu einer neuen Revolution, das Schah-Regime ging unter.

  3. Mit dem Eindringen des Internets und der Satellitenprogramme findet im Iran eine erneute Revolution statt. Ich hoffe, dass dies eine Revolution ohne Blutvergießen sein wird, in der der Wunsch nach Freiheit in Erfüllung geht und die Demokratie im Iran Einzug hält und Fuß fassen kann.

Ali Shirasi, 21.09.2002

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sw, 18.2.02