Quelle: Südkurier März 2003 | ||
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Er weiß, wie es sich anfühlt, in einemn islamischen Terrorstaat zu leben und zu leiden. Ali Schirasi, gebürtiger Iraner, hat schon unter dem Schahregime aufgrund seiner politischen Aktivitäten im Gefängnis gesessen. Später nach dem Sturz des Schah durch Khomeni, haben dessen Handlanger Schirasi ins Gefängnis gebracht und gefoltert. Schließlich gelang Schirasi, während eines Krankenhausaufenthaltes die Flucht aus seinem Land, bevor ihn die Folter gänzlich zerstört hätte. Er habe nur noch kriechen könne, erinnerte er sich an den Tag vor 15 Jahren, als er auf dem Frankfurter Flughafen gelandet war, den Qualen der Folter entronnen.
Der 62-jährige Ali Schirasi referierte auf Einladung des Friedrich - Wöhler - Gymnasiums zum Thema "Islam und Staatsterrorismus", und das zu einer Zeit, "in der die ganze Welt unruhig ist", so Schirasi mit Blick auf den Irak-Krieg.
Jeder Mensch habe ein Recht auf eine eigene Religion, begann Schirasi seinen Vortrag, werde sie jedoch politisiert, "bin ich dagegen". Er gab zunächst einen Einblick in die Geschichte des Islam, der rund 610 Jahre nach Christus entstanden ist. Mohammed, der von Gott entsandte Prophet, sollte den Glauben auf Erden verbreiten. Der Islam regele alles, was menschliches Dasein ausmachen, weiß Schirasi.
Er selbst stammt aus einer schiitischen Familie und musste schon als Kind beten, erinnerte er sich an seine frühe Begegnung mit den Geboten des Koran. Im Koran seien die göttlichen Regeln des Islam niedergeschrieben, und sie gelten als unumstößlich. Der Mensch habe nicht das Recht, göttliche Gesetze zu ändern.
Die Menschen müssen sich Gottes Willen fügen, und tun, was er befohlen hat, das hätten sich, laut Schirasi, die islamistischen Fundamentalisten auf ihre Fahnen geschrieben. "Die islamistischen Fundamentalisten akzeptieren nicht die kleinste Veränderung an den Geboten Gottes." Sie glaubten, an ein Leben nach dem Tod, erst dann beginne das wahre Leben. Deshalb befolgten die Fundamentalisten die Gebote bis ins Letzte, um ins Paradies zu kommen. "Der Mensch ist Gottes Sklave", formulierte es Schirasi. Teufelswerke seien die Genüsse und Freuden dieser Welt, wie Kunst, Kultur und Musik. Sie seien verboten, weil sie für Fanatiker im Islam einen Abfall vom Glauben bedeuten. Die westlichen Industrienationen werden als verdorbene Welt gesehen. Islamische Fundamentalisten seien zu allem bereit, bis hin zu Selbstmordattentaten, um die Feinde des Islam zu töten. "Gottlose besitzen keinerlei soziale Rechte und müssen ausgelöscht werden", nannte Schirasi die Tod bringende Formel der Extremisten.
Armut und fehlende Bidlung sind für Schirasi ein Nährboden, auf dem religiöser Extremismus in den islamischen Staaten gedeiht. Oft hätten die Menschen nur einen Halt, den Glauben. Geld erhielten Familien von Selbstmordattentätern. 25.000 Dollar sei der Preis, den Saddam Hussein an die Familie des Attentäters zahle, sagte Schirasi. Im Irak gebe es Krieg zwischen armen Leuten und Fundamentalisten. "Seit 24 Jahren gibt es dort Krieg." Schirasi sei gegen den Irak-Krieg, gegen Saddam und gegen Bush, äußerte er sich zur aktuellen politischen Situation. Ein Krieg ruiniere das Gebiet.
Den Islam, meinte Schirasi, müsse man reformieren. Darin läge eine Chance, dem Fundamentalismus den Boden zu entziehen. Doch die Kritiker des extremen Islamismus würden häufig bestraft. "In islamischen Ländern haben die Menschen viel Angst".
Birgit TiefenbachStartseite |
sw, 2.4.03