linksrhein Quelle: Schwäbische Zeitung 10. März 2003
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Trotz Folter und Krieg die Hoffnnung nicht verloren

LINDAU (bc) Die Hoffnung gab ihm immer neue Energie und hat den 1940 nahe Teheran geborenen Ali Schirasi seine mehrfachen Inhaftierungen und Folterungen überleben lassen. 1987 konnte er aus dem Iran fliehen und lebt seitdem als freier Schriftsteller am Bodensee. Anlässlich des 25-jährigen Bestehens der Lindauer Ortsgruppe von Amnesty International las und sprach Ali Schirasi am Freitagabend im Club Vaudeville über Vergangenheit und Gegenwart im Iran.

Als eine Zerreißprobe zwischen Entwicklungund Unterdrückung der Menschenrechte, gerade auch vor dem Hintergrund steigender Terroranschläge, bezeichnet Heinrich von Bechtolsheim den Zustand der Welt und erinnerte an die UN-Charta von 1945, künftige Geschlechter vor der Geißel des Krieges zu bewahren. Ein hochgestecktes Ziel, das sich heute offensichtlich mehr denn je in sein Gegenteil verkehrt habe. Einiges an Mut und Fantasie sei erforderlich, um besagte Hoffnung nicht zu verlieren.

Jana Zorn, seit zwölf Jahren aktives Amnesty - Mitglied, gab eine kurzen Abriss über die Organisation der 1978 gegründeten Ortsgruppe. Zeiten den völligen Machtlosigkeit gäbe es, doch zum öffentlichen Protest gegen Ungerechtigkeit reiche es immer. So auch Pfarrer Thoma von St. Verena, der während seiner sechsjährigen Tätigkeit in Tokio sich vor Ort für Amnesty engagierte und Bürgermeisterin Paula Seberich, die der Ortsgruppe Unterstützung im Rahmen ihrer Möglichkeiten zusagte.

"Ohne eine Regung vorbeizugehen, diese Tradition kann ich nicht fassen! Wenigstens einen Stein mitten reinwerfen", so antwortet Schirasi auf die Frage, was Krieg bedeute. In Zeiten wie diesen gehe es ohne Einmischung nicht. Er hat seinen Mund nicht gehalten, wurde daraufhin 1975 unter dem Schah-Regime inhaftiert und erneut nach Khomeinis Machtergreifung. In mehreren Büchern, in Lyrik und Prosa, auf Deutsch und Persisch, hat Schirasi diese Erfahrungen dokumentiert: "Lebt wohl, Freunde" (1995) als eine Reportage über das berüchtigte Ewin - Gefängnis in Teheran, das von der Regierung offiziell als "Universität" deklariert wird, "Die Nacht zerbricht" (1997), "Die Geisterhochzeit" (2001) und der jüngst erschienene Band "Steinregen" mit der autobiografischen Erzählung "Hoffnung ohne Ende". Im April 2002 erhielt Schirasi dafür den Ingeborg - Drewitz - Literaturpreis für Gefangene.

Dem Autor ist eine Sprache gelungen, die mit dem kaum Vorstellbaren an Grausamkeit konfrontiert. Doch statt den Zuhörer in das Leid hineinzuziehen, lässt er ihn seine Hoffnung spüren. Dazu trug an diesem Abend vor allem Schirasis Tochter Marjam und deren Tanzgruppe bei. Denn ursprünglich war das Leben im Iran von einer farbigen Heiterkeit, von Freude und Lebenslust geprägt, die die Flüchtlinge jetzt hier in Deutschland versuchen weiterleben zu lassen. Seit Khomeini darf weder getanzt noch gelacht werden und Frauen sind von diesen drakonischen Verboten doppelt betroffen.

Im Club Vaudeville gab es traditionelle wie moderne Tänze zu sehen, die unverhüllt das iranische Lebensgefühl offen legten. Stille gegen Ende dieser Veranstaltung, die in Zusammenarbeit mit der Volkshochschule Lindau stattfand, als Schirasi einen Brief vorlas, den er aus dem Ewin Gefängnis an seine Frau schrieb. Das Origninal liegt heute in Stuttgart im Haus der Geschichte und enthält entgegen aller Zwangsanordnungen nur eine Huldigung an Khomeini - aber ohne dieses Zugeständnis an den "Lieben Ayatollah, Prophet, an die islamische Republik usw." wäre Schirasi sofort erschossen worden.

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sw, 16.5.03